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Mercedes-Benz 300 SL Roadster (W 198 II)

 

Arthur Bechtel Classic Motors arbeitet bereits seit 1972 mit einzigartigen automobilen Klassikern. Über die Jahre durften wir in den Genuss kommen, nahezu jedes Modell der Mercedes-Benz–Chronologie auf unserem Werkstattboden willkommen zu heißen. Wir sprechen von Preziosen mit einzigartiger Historie, Emotionen und von Innovationsgedanken geprägt. Mit unserer neuen "Blogartikel"Serie – springen wir in der Chronik der Sterne zurück und erinnern uns an die Entwicklung dieser Klassiker. Lesen Sie hier mehr über die Fahrzeuge, die so viele uns begeistern und diverse Ären geprägt haben.


Er ist eine der Sportwagen-Ikonen der Automobilgeschichte schlechthin - der Mercedes-Benz 300 SL. Als Deutschland noch in Trümmern lag beschäftigte sich bereits 1947 der Vorstand der Daimler-Benz AG mit der Planung von Repräsentations- Fahrzeugen und eines international wettbewerbsfähigen Rennsport-Wagens. Das Ergebnis war im Frühjahr 1951 die Präsentation der neuen Staatslimousine 300. Und wenige Monate später fiel im Vorstand die Entscheidung zum Bau eines neuen Rennsportwagens auf der Basis des neuen Typs 300. 

Für die Verwendung im Sportwagen wurde der 3Liter Motor weiterentwickelt. Durch den Einbau von drei Vergasern, größeren Lufttrichtern eines Sportauspuff-Krümmers und einer Reihe weiterer Maßnahmen stieg die Leistung schließlich auf 175 PS. Komplett neu entwickelt wurde der nur 40kg leichte berühmte Gitterrohrrahmen, der mit einer äußerst strömungsgünstigen handgedengelten Aluminium-Karosserie versehen wurde. Alle Fahrwerkselemente und auch die leicht modifizierten Bremsen sowie das Viergang-Getriebe wurden, bis auf kleine Änderungen, fast komplett von der 300er Limousine übernommen.

Und mit diesem neuen 300 SL – mit den Flügeltüren – ging man 1952 in die neue Rennsaison. Insgesamt fünf Rennen standen für das Jahr 1952 auf dem Terminplan und als die Saison vorüber war hatten die neuen 300 SL vier davon gewonnen und beim fünften lagen sie auf den Plätzen zwei und vier! Die Sensation war perfekt! 

Dieser Triumph weckte die Begehrlichkeit des damals wichtigsten Mercedes-Benz Importeurs in den USA Max Hoffmann. Als er zu einer Vorstandsitzung im Jahr 1953 eingeladen wird macht er den Vorschlag auf der Basis des erfolgreichen 300 SL einen Seriensportwagen zu bauen. Kurz darauf fällt die Entscheidung und nur 6 Monate später wird im Februar 1954 auf der International Motorshow in New York der neue Supersportwagen 300 SL und daneben der preiswertere und für eine größere Serienproduktion vorgesehene 190 SL vorgestellt.

Vom 300 SL Flügeltürer wurden von 1954 bis 1956 insgesamt 1.400 Exemplare gebaut, davon 29 für den Renneinsatz mit Aluminium-Karosserie. Sein Nachfolger war in den Jahren von 1956 bis 1962 der 300 SL Roadster, der auf Wunsch mit Hardtop – wie bei dem hier präsentierten 300 SL Roadster – geliefert wurde und von dem 1.858 Exemplare das Werk verließen.

Beide Autos waren ein großer und legendärer Erfolg und ein Synonym für einen kreativen und selbstbewussten Neubeginn des Unternehmens Daimler-Benz im noch vom Krieg gezeichneten Deutschland. Der 300 SL ist als Flügeltürer oder Roadster heute eine der bekanntesten automobilen Design-Ikonen überhaupt und wurde 1999 von den Lesern der Motor Klassik zum "Sportwagen des Jahrhunderts" gekürt. 


Geschrieben von Claus-Henning Guthard