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#makeovermonday - Wie restauriert man eine Mercedes-Benz 280 SL Pagode? - Teil 3.1

 

Vom Exterieur und Interieur bis hin zur Sonderausstattung: Der Restaurierungsprozess unserer Oldtimer durchläuft verschiedene Schritte, bis wir Ihnen Ihre perfekt restaurierte Mercedes-Benz 280 SL Pagode ausliefern. Doch wie genau sieht eigentlich so eine Restaurierung aus?  Wir freuen uns, Ihnen einen Einblick in unsere Manufaktur und fachmännische Restaurierung geben zu dürfen. Ein Blick hinter die Kulissen, auf das Handwerk der passionierten und erfahrenen Automobilliebhaber unseres Arthur Bechtel Classic Motors Manufaktur-Teams: das erwartet Sie in unserer Serie #makeovermonday.

Teil 3 - THE HEART 


Das Herzstück des Oldtimers - Teil 1

Was wäre ein Fahrzeug ohne seinen Motor? Natürlich spielt das Herzstück bei der Restaurierung unseres Oldtimers eine ganz besondere Rolle. Neben dem Motor gehören aber noch einige andere Elemente dazu, die im Zuge der Restaurierung unserer Mercedes-Benz 280 SL Pagode überarbeitet werden, wie beispielsweise das Getriebe, das Bremssystem oder auch die Einspritzpumpe. Aber wie sieht dieser Schritt der Oldtimer-Restaurierung nun im Einzelnen aus?

Der Motor

Um den Restaurierungsprozess im Folgenden genauer zu beschreiben, erläutern wir unsere einzelnen Schritte anhand eines Mercedes-Benz 280 SL (M130) Motors, welchen wir in funktionstüchtigem Zustand aus unserem Restaurationsobjekt entnommen haben. Wenn es sich hierbei beispielsweise um einen Scheunenfund gehandelt hätte, würde die Herangehensweise etwas abweichen.

In diesem Fall haben wir den Motor im Fahrzeug einem Funktionstest unterzogen, um erste Erkenntnisse zu erhalten. Um weitere Details ausfindig zu machen, wird der Motor aus dem Fahrzeug entnommen und das Getriebe abgeflanscht. Um einen Probelauf ohne Lasteinwirkung zu simulieren, bauen wir den Motor auf unserem Motorprüfstand auf, befüllen diesen mit allen relevanten Flüssigkeiten, schließen alle elektrischen Bauteile an und bereiten den Motor für einen Probelauf vor. Nach der Prüfung wird der Motor wieder vom Prüfstand abgeklemmt, abgebaut und vollständig zerlegt. Dabei werden die Anbauteile optisch geprüft und vorsortiert.

Im nächsten Schritt wird der Motorblock vermessen und für eine Bearbeitung vorbereitet. Hierbei werden die Kurbelwellenhauptlagerdeckel gereinigt und sandgestrahlt, sämtliche Dichtflächen am Block entfernt und Dichtflächen geschliffen, die Hauptlagergasse geläppt, der Lagerdeckel montiert und die Lagergasse vermessen. Außerdem wird die Kurbelwelle inklusive aller Lager vermessen und Motorblock, Öl- und Wasserkanäle gereinigt sowie der alte Lack vom Motorblock entfernt und abgeschliffen.

Die Zylinderkopf

Im Zuge der Überholung des Zylinderkopfs, wird dieser zunächst zerlegt. Dann werden die einzelnen Teile gereinigt, der Zylinderkopf wird vermessen und die Brennräume gereinigt. Der Zylinderkopf wird glasperlengestrahlt sowie diverse Gewinde im Kopf geprüft und gegebenenfalls instandgesetzt. Wichtig ist hierbei, den Zylinderkopf einer Dichtheitsprüfung zu unterziehen. Ventilführungen werden erneuert, der Zylinderkopf wird ausgemessen und ggf. geplant und Ventilsitze gefräst. Daraufhin werden die neuen Ventile auf ihre Dichtheit geprüft, die Ventileinstellbolzen instandgesetzt und abgedichtet. Die Erneuerung des Nockenwellenlagers gehört ebenfalls zu den Restaurierungsarbeiten, ebenso wie die Erneuerung der Nockenwelle, da die vorhandene Nockenwelle meist stark angerostet ist. Im letzten Schritt wird der Zylinderkopf dann komplettiert.

Das Motorblock & Anbauteile

Nach dem Bohren und Honen wird der Motorblock zunächst gereinigt, entsprechend abgeklebt und mit 2K-Lack lackiert. Die Pleuelstangen werden gemessen und gewogen, alle Gewichte angepasst, woraufhin alle Pleuelstangen erneut gewogen werden und das Ölspritzloch für die Zylinderschmierung in allen Pleuel überprüft wird.

Um den Motorblock zu komplettieren wird der Ölrücktransport an der Kurbelwelle hinten nachgearbeitet, das Hauptlager eingemessen, die Kurbelwelle neu gelagert und das Pleuellager eingemessen. Zudem werden die Zylinder nach dem Bohren ausgemessen und die Kolben zu den Zylindern zugeordnet. Im Anschluss erfolgt der Zusammenbau der Kolben mit den Pleuelstanden, zudem wird der Borgmanndichtring in den Motorblock eingewalkt. Im letzten Schritt werden die Kolben in den Motorblock eingesetzt, die Ölkanäle verschlossen und der Wasserdeckel am Block montiert.

Zur Aufarbeitung der Motoranbauteile werden sämtliche Aluminium-Teile gereinigt und mit Glasperlen gestrahlt. Die Stahl-Anbauteile werden ebenfalls mit Glasperlen gestrahlt und entsprechend lackiert. Im Ventildeckel wird das Schutzblech für die Motorentlüftung ausgenietet und die Ölkohle vom Blech und im Ventildeckel herausgestrahlt sowie das Blech für die Motorentlüftung neu vernietet.

Die Motorkomplettierung

Der Motor wird mit neuen, teilweise blau- und gelbverzinkten, überholten Teilen komplettiert. Der Zylinderkopf wird auf dem Block montiert und die Steuerzeiten mit der Messuhr eingestellt. Die Ölpumpe wird überholt, die Ölwanne montiert und die Gleitschienen erneuert. Im weiteren Verlauf wird die Einspritzpumpe angebaut und auf Förderbeginn eingestellt.

Der Motor wird abgedichtet, die originalen Zündverteiler eingebaut und der Zündkabelsatz erneuert. Auch das Kaltstartventil wird erneuert, instandgesetzt und auf den Druckpilz zurückgebaut, um die Funktion zu prüfen.

Die Prüfstandarbeiten

Prüfen ist auch im weiteren Verlauf das richtige Stichwort, denn im nächsten Zuge wird der Motor auf den Prüfstand aufgesetzt und wie Eingangs mit erforderlichen Flüssigkeiten befüllt. Die Prüfstandarbeiten am Motor sehen dann wie folgt aus: Der Motor wird in Betrieb genommen und auf Temperatur gebracht. In diesem Zuge werden alle Komponenten auf Ihre Dichtheit und Einstellung überprüft. Im Probelauf können Zündeinstellungen feinjustiert werden. Die Prüfarbeiten erfolgen über mehrere Tage, da der Motor stets erkalten muss, um sowohl den Kalt- als auch den Warmstart zu simulieren. Ebenfalls ist das Einstellen des CO-Werts im warmen Zustand erforderlich und wird mehrmals überprüft und gegebenenfalls feinjustiert. Im Zuge der Prüfarbeiten wird der Zylinderkopf nachgezogen und die Ventile werden bei kaltem Motor eingestellt. Daraufhin ist der Motor einbaufertig. (Nach einer Laufleistung von 1000 km ist der Zylinderkopf dann erneut nachzuziehen.) 

Zwischenstand

Das Herzstück unserer Mercedes-Benz 280 SL Pagode befindet sich nun mitten im Restaurierungsprozess und die umfangreichen Arbeiten gehen an Einspritzpumpe, Getriebe und Lenkung weiter. Wir freuen uns, Ihnen nächste Woche (am 13.09.2021) einen weiteren Zwischenschritt der Restaurierung der Mercedes-Benz 280 SL Pagode in unserer Serie #makeovermonday präsentieren zu dürfen: "The heart - Teil 2".

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Erfahren Sie in unserem Kurzfilm alles über unsere hauseigene Restaurierung: