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Benzingespräche

Mercedes-Benz 320

 

Arthur Bechtel Classic Motors arbeitet bereits seit 1972 mit einzigartigen automobilen Klassikern. Über die Jahre durften wir in den Genuss kommen, nahezu jedes Modell der Mercedes-Benz–Chronologie auf unserem Werkstattboden willkommen zu heißen. Wir sprechen von Preziosen mit einzigartiger Historie, Emotionen und von Innovationsgedanken geprägt. Mit unserer neuen "Blogartikel"Serie – springen wir in der Chronik der Sterne zurück und erinnern uns an die Entwicklung dieser Klassiker. Lesen Sie hier mehr über die Fahrzeuge, die so viele uns begeistern und diverse Ären geprägt haben. 

Mercedes-Benz 320 – Die komfortable repräsentative Oberklasse der späten dreißiger Jahre.

Im heutigen Beitrag entführen wir Sie in das Jahr 1937. Der Mercedes-Benz 320, vorgestellt 1937 auf der IAMA in Berlin, war mit seiner Vielfalt an Karosserieaufbauten der Nachfolger des Typs 290 und repräsentierte eindrucksvoll die Marke Mercedes-Benz gegenüber seinen unmittelbaren Wettbewerbern Horch mit den Typen 930 V und 830 BL, Opel mit dem Typ Admiral sowie Ford mit dem 3,6 Liter V8. Insbesondere im Vergleich mit den Reihen-Achtzylindern von Horch wurden die Vorzüge des Sechs-Zylinder-Motors im 320 von der damaligen Fachpresse sehr gelobt und hervorgehoben: bereits nach kurzer Warmlaufzeit weicher, runder Lauf, spontane Gasannahme sowie vergleichsweise hohe Elastizität und ein sehr gutes Durchzugsvermögen.

Die höhere Motorleistung des Sechszylinder-Motors und die bessere Laufkultur gegenüber dem Vorgänger-Typ 290 basierte auf dem erweiterten Hubraum auf 3,2 l, dem nun installierten Doppel-Fallstromvergaser sowie der mit 12 Gegengewichten versehenen Kurbelwelle. Darüber hinaus verfügte der 320 jetzt über ein vollsynchronisiertes Viergang-Getriebe. Das Fahrwerk mit Einzelradaufhängung vorne und einer Zweigelenk-Pendelachse hinten, entsprach in neu abgestimmter Form dem des Vorgängers.

Den 320 gab es in zwei Radständen. Auf dem kurzen Chassis wurde das zweitürige Cabriolet A mit 2 Fenstern, das "Kombinations-Coupé (abnehmbares Dach, jedoch ohne Faltverdeck) sowie das Fahrgestell für Fremdaufbauten angeboten. Darüber hinaus wurde für militärische Zwecke auf dem kurzen Fahrgestell der Kübelwagen gebaut.

Deutlich gefragter war jedoch die Ausführung mit dem längeren Radstand. Auf diesem waren folgende Aufbauten lieferbar: viertürige Limousine mit 4 Fenstern, zweitüriges Cabriolet A mit 2 Fenstern, zweitüriges Cabriolet B mit 4 Fenstern, zweitüriger Roadster mit 2 Fenstern, viertüriges Cabriolet D mit 4 Fenstern, viertüriges Cabriolet F mit 6 Fenstern, viertürige Pullman-Limousine mit 6 Fenstern,  viertüriger offener Tourenwagen mit 6 Fenstern, viertürige Stromlinien-Limousine, Spezialaufbau als "Kombinations-Kraftwagen" und als Fahrgestell für Fremdaufbauten.

Die Resonanz auf den Typ 320 war insgesamt in seinen verschiedenen Ausführungen sehr positiv. Er wurde als sehr angenehmer, komfortabler Reisewagen beurteilt, mit dem man bequem lange Strecken ohne Ermüdungserscheinungen zurücklegen konnte.

Auf der Berliner IAMA 1939 wurde dann der überarbeitete Typ 320 vorgestellt. Aufgrund der allgemein schlechteren Treibstoff-Qualität und einem dadurch verursachten Leistungsverlust wurde der Hubraum des Motors  auf 3,4 L erhöht. Eine Maßnahme die auch alle anderen deutschen Automobil-Hersteller damals durchgeführt hatten. Leistungs- und Drehmomentwerte blieben unverändert. Das ZF-Viergang-Getriebe erhielt jetzt einen zusätzlichen "Ferngang". Dieser später so genannte "Overdrive" kann mit einem separaten Hebel zugeschaltet werden und reduziert die jeweilige Drehzahl um 26 %. Eine wichtige Maßnahme zur Schonung des Motors bei hohen Geschwindigkeiten auf den neuen Autobahnen und zur Reduzierung des Benzinverbrauchs. 1942 endete kriegsbedingt die Produktion der 320er Baureihe.

Zwischen 1937 und 1942 wurden insgesamt 6.861 Fahrzeuge des Typs 320 gebaut, inklusive der 1.764 Kübelwagen für militärische Zwecke.

 


Geschrieben von Claus-Henning Guthard