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Relativitätstheorie

„Der Oldtimermarkt stagniert“. Das ist das vielfach zu hörende Resumé des Klassikermarktes   im Jahr 2017. Es ist wie auf dem Aktienmarkt, emotionale Momente können die Kurse stärker beeinflussen, als die rationalen – oder auch nicht. Schauen wir uns eine der letzten Klassiker-Auktionen dieses Jahres, die „New-York Icons“ vom 6. Dezember an. Und da ist von Stagnation wenig zu spüren. Highlight der Auktion war ein Ferrari 250 GT LWB California. Ein zweifellos interessantes, aber nicht eines der wirklich herausragenden Exemplare in der Palette der Pretiosen aus Maranello. Das Estimate wurde mit 8 Mio. Dollar aufgerufen und der Zuschlag erfolgte bei stattlichen 18 Millionen. Für einen Jaguar C-Type wurden 5,3 Mio. Dollar bezahlt und man höre und staune: Für einen Lancia Delta HF Integrale vom Baujahr 1992 fiel der Hammer bei 190.400,- Dollar! Stolze Preise die nicht unbedingt auf eine generelle Stagnation hinweisen.

Den Preisrekord auf dem Klassikermarkt hält derzeit nach wie vor jener Ferrari 250 GTO, der 2014 für 38 Mio. Dollar in den USA versteigert wurde. Inzwischen wird er, wie man hört, für 50 Mio. Dollar zum Verkauf angeboten was durchaus nicht utopisch erscheint.

Aber was ist das alles im Vergleich zum Kunstmarkt und zum aktuell teuersten Gemälde der Welt von Leonardo da Vinci, das jüngst für 450 Mio. Dollar, also knapp eine halbe Milliarde, an einen unbekannten Bieter versteigert wurde. Dabei streiten sich die Kunst-Experten ob das Bild tatsächlich von da Vinci persönlich, oder von einem oder mehreren seiner Schüler gemalt wurde. Vermutlich wird das nie hundertprozentig geklärt werden können. Und trotzdem gibt es Prognosen die eine weitere Wertsteigerung des Bildes, das als die  „männliche Mona Lisa“ bezeichnet wird, voraussagen.

Das teuerste Auto der Welt hat also lediglich einen Wert von rund 8 % des weltweit wertvollsten Gemäldes – Peanuts, wie ein früherer Vorsitzender der Deutschen Bank zu sagen pflegte. Wobei es zwischen dem Oldtimer- und dem Kunstmarkt einen weiteren gravierenden Unterschied gibt, der jedoch für den Oldtimermarkt spricht. Spätestens seit der Jahrtausendwende gibt es keinen „Nachschub“ mehr an künftigen klassischen Automobilen. Denn die Lebensdauer der modernen Fahrzeug-Elektronik hat ein klares Verfallsdatum und kann danach nicht mehr instandgesetzt oder restauriert werden. Denn auch gegebenenfalls vorsorglich eingelagerte Elektronikbauteile werden dann ebenfalls unbrauchbar sein. Man kann dann heutige Autos nur noch als leblose Hüllen ins Museum stellen.

Der Bestand an klassischen Fahrzeugen ist damit in seinem Volumen definitiv begrenzt – Ende der Fahnenstange! Nicht so der weltweite, sich weiter entwickelnde Bestand an Kunstwerken. Denn so lange es Menschen auf dieser Welt gibt wird es Kunstwerke in den verschiedensten Genres geben. Und je weiter die Automatisierung und das autonome Fahren voranschreitet, wird im gleichen Maße die Sehnsucht nach Automobilen, die mit Hand und Fuß und sehr viel emotionaler Begeisterung, noch „richtig“ gefahren werden müssen, steigen.

Der Slogan vergangener Tage „Fahren in seiner schönsten Form“ wird damit in des Wortes vielseitiger Bedeutung weiterhin an Aktualität gewinnen.

Freuen wir uns also auf die neue Oldi-Saison, die mit der Phase der Vorfreude beginnt, wenn ab dem 21. Dezember die Tage bereits schon wieder länger werden und in wenigen Wochen die erste Frühjahrsmode in den Schaufenstern des Einzelhandels zu sehen sein wird.

Wir wünschen allen Kunden und Freunden unseres Hauses ein erlebnis- und erfolgreiches neues Jahr bei allerbester Gesundheit.

Arthur Bechtel Classic Motors

 

22. Dezember 2017
Claus-Henning Guthard